Bei „Sternenkindern“ in Chile

Am anderen Ende der Welt

Anja Gerlach, Fenja Brandlhuber und Helene Schoßig sind seit Anfang August 2022 in Chile. Sie wurden vom Bistum Augsburg in den Weltfreiwilligendienst ent-
sandt. Im Beitrag für die Katholische SonntagsZeitung erzählen sie, wie es ihnen geht:

Ein Jahr ans andere Ende der Welt, um in einer Schule für behinderte Menschen zu arbeiten. Als wir, Anja, Fenja und Helene, unseren Bekannten und Freunden in Deutschland unsere Pläne für die Zeit nach dem Abitur erzählten, gab es einige erstaunte Gesichter. 

Warum aber fliegt man dafür nach Chile und macht nicht einfach ein Freiwilliges Soziales Jahr in Deutschland? – Um eine fremde Kultur und neue Leute kennenzulernen, selbständiger zu werden und die Fremdsprachenkenntnisse zu vertiefen. Das sind nur einige Aspekte, die uns dazu bewogen haben, einen Weltfreiwilligendienst zu leisten.

Schule in Los Ángeles

Seit Anfang Oktober sind wir nun im Colegio „Niños de las Estrellas“, auf deutsch „Sternenkinder“, einer Schule für Menschen mit Behinderung in Los Ángeles. Schülerinnen und Schüler mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung im Alter von sieben bis 60 Jahren werden hier unterrichtet. Die ersten acht Jahre erhalten die Schüler Unterricht, wie man es aus einer Regelschule kennt: Mathematik, Sprache, Sport, Religion und weitere Fächer stehen auf dem Stundenplan. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf den Fächern Mathematik und Sprache. Ziel ist es, dass die Schüler später ein möglichst selbständiges Leben entsprechend ihrer Fähigkeiten führen können. 

Nach den acht Jahren gibt es die Möglichkeit für die Schüler, in Arbeitsgruppen zu wechseln. So können sie beispielsweise in der Schreinerei oder der Gärtnerei helfen. Andere Gruppen arbeiten mit Filz, stellen Naturkosmetik her oder bedrucken T-Shirts und Tassen. Zusätzliche Angebote wie Physio- und Reittherapie sowie Logopädie sollen die Entwicklung der Schüler unterstützen.

Unsere Hauptaufgabe ist es, die Lehrer und Lehrerinnen zu unterstützen. Dazu wurde jede einer Gruppe zugeteilt. Anja hilft in der Gärtnerei, Salate zu pflanzen und andere Gewächse großzuziehen. Gibt es dort gerade nichts zu tun, bekommen die Schüler Aufgaben, um ihre Kenntnisse im Lesen und Schreiben zu vertiefen. Hierbei kann sie helfen, wenn die Schüler Fragen haben oder nicht verstehen, was sie machen sollen. 

Fenja wurde der Filzgruppe zugeteilt. Normalerweise stellt diese Kleidung, Hüte und Taschen her, die dann außerhalb der Schule verkauft werden. Die aktuellen Schüler können aufgrund ihrer Einschränkungen „nur“ Dekoration für den Klassenraum filzen. Deshalb liegt der Fokus auf den für eine Schule typischen Aktivitäten. Aufgrund der Tatsache, dass die Schüler dieser Gruppe sehr intensive Betreuung benötigen, ist auch das nur eingeschränkt möglich. Im nächsten Schuljahr kommen weitere Schüler hinzu, die in der Lage sind, auch etwas kompliziertere Aufgaben zu lösen, weshalb auch wieder größere Dinge hergestellt werden können. 

Helene ist in der siebten und achten Klasse. Sie hilft der Lehreri, die Aufgaben an die Schüler auszuteilen, diese mit den Schülern zu bearbeiten und für Ordnung im Klassenzimmer zu sorgen. Aufgrund der Räumlichkeiten werden in der Schule immer zwei Klassenstufen zusammen unterrichtet.

Jeden Tag hat eine von uns Aufsicht bei den Schulbussen. Das bedeutet, dass wir in der Früh die Schüler in ihre entsprechenden Gruppen begleiten und am Nachmittag da-
rauf achten, dass jeder Schüler im richtigen Bus sitzt. Danach werden die Klassenzimmer gefegt und die Tische gesäubert. Ist dies erledigt, helfen wir, den Unterricht für den nächsten Tag vorzubereiten. 

Aktuell haben die Schüler Ferien, weshalb wir die Dekoration in den Klassenzimmern abgehängt haben, damit diese gestrichen werden können. Abgesehen davon gibt es in dieser Zeit eher wenig zu tun, da die Lehrer Berichte über die Schüler schreiben müssen, wobei wir nicht helfen können.

Die Menschen in Chile sind sehr hilfsbereit. Bisher waren alle, die wir um Hilfe gefragt haben, sehr freundlich und wollten ernsthaft helfen – egal, ob wir einen Fremden auf der Straße oder eine Lehrerin in der Schule gefragt haben. Zudem ist die Distanz zwischen den Menschen deutlich geringer. Hier gilt: Eine Begrüßung ohne Umarmung ist keine Begrüßung. Das ist etwas, was wir nach der Rückkehr nach Deutschland gerne beibehalten möchten. 

Anja Gerlach/Fenja Brandlhuber/Helene Schoßig

29.01.2023 - Bistum Augsburg